ARNO 31.08.08 Maria Bildhausen
Im Rindhof war der Teufel los.
Kultband „Rhöner Bluat“ spielte auf, dass die Lagerhalle wackelte.

Die trauen sich was, die Bildhäuser, in ihrem besonderen Jubiläumsjahr. Sogar die Band der Rhön war engagiert und zog tausendebegeisterte Fans und Freunde ihrer Art der Unterhaltung hinaus zum Rindhof. Und dort bewiesen die sieben Mannen und eine Frau, ein Schelm wer da an ein gewisses Märchen denkt, dass sie unter ihrem Frontman Frank Schmitt es immer wieder verstehen, mit ihrer besonderen Art von Musik und Gesang, von Entertainment und Show ihr treues Publikum zu mobilisieren, auf die Tische zu bringen, ihre Fans zu halten. Kultband eben! Während der Abendhimmel im Westen sich rot färbt und die letzten Golfer gerade müden Schrittes ihre Trollys vom „Green“ ziehen, kommen in steter Folge von allen Seiten Autos gefahren, denen ein altersmäßig bunt gemischtes Volk entsteigt und der hinter den Gebäuden des Rindhof liegenden großen Lagerhalle zueilt. Schon ungewöhnlich früh für ein Konzert dieser Art sind die vorhandenen Sitzplätze belegt, denn die Jugend, das überwiegende Publikum solcher Art Unterhaltung, pflegt üblicherweise einen späteren Beginn ihrer Nächte. Doch wer hier zu gewohnt später Stunde kommt, hat das Nachsehen und nur noch Stehplätze. Die Veranstalter haben eine mächtige landwirtschaftliche Lager- und Gerätehalle zum Konzertsaal umfunktioniert, ideal. Und die ist schon bald gefüllt. Fans in Lederhosen und mit den typischen „Rhöner Bluat“-Hüten sind dort genauso vertreten wie Männer mittelreiferen Alters im legeren Freizeitlook und aufgeblüht wirkende Muttis in engen Jeanshosen. Aber da gibt es auch junge Frauen im Dirndel bester Machart, man sehe und staune. Dann aber kommen sie; die quirlige Quotenfrau und Sängerin Nicole mit ihren sieben Männern im Schlepptau: In gewohnt gewaltiger Weise, mit den markigen, die Rhöner Heimat und „Rhöner Bluat“ verherrlichenden Worten, ursprünglich einem alten und bekannten Rhönlied entlehnt, führt sie ihr Intro auf die Bühne. Und dann, in dieser Art Veranstaltung für viele unerwartet und Staunen machend, spielen und singen sie ihren ersten Titel auf: „Ich weiß basaltene Bergeshöhn!“ So etwas kommt mittlerweile beim Publikum gut an, seit Jahren, ist Markenzeichen, Erkennungsmelodie der Band und eine Art Jungbrunnen für altüberlieferte Volksweisen, bringt die Rhöner Art ins Programm. Moderne Besetzung und Harmonien, fetziger Sound und Tempo, so wie’s die Jungen mögen und auch den Älteren gefällt. Doch damit nicht genug des Abnormalen im Repertoire einer aktuellen Liveband: Fränkische Tanzmelodien wie Schottisch oder Galopp, des Volksliedle „Hans bleib da“ im Wahnsinnstempo aufgespielt, den „Schecher“ wie von Berserkern aus den Instrumenten geholt – aber erkennbar, gerne gehört, temperamentvoll, rhythmisch, die witzigen, frechen Texte mittlerweile zum Mitsingen bekannt. Wie z.B. das Kreuzberglied. Auch so können traditionelle Lieder und Weisen bei der Jugend Gehör finden, in Erinnerung und zum Weiterleben gebracht werden. Respekt! - und eindeutig mit ein Verdienst dieser Gruppe! Doch es geht ja noch weiter: Umgemünzte, angepasste Wirtshaus-, Küchen- und Wildererlieder, Heimatlieder, alpenländische Musik im neuen Stil, baierische Folklore, aufgespielt auf auch in solchem Rahmen ungewöhnlichen Instrumentierungen – so werden Alt und Jung im Publikum zusammengebracht. Stimmung, Schunkeln, gute Laune hoch drei ist angesagt. Das Publikum ist schon bald auf den Bänken und Tischen, die frechen Sprüche und Blödeleien tragen ebenso zum Stimmungshoch in der Halle bei wie die fetzige Musik; bald scheint es, als würden sich die Bretterwände der Halle nach außen biegen. Und sie gehen mitten hinein ins Publikum, die Musiker/in der Band: Franky mit seinem heißen, zum Zerreisen aufgezogenem Akkordeon, dem Temperament und unermüdlicher Singerei, Rocky mit seiner giftigen Klarinette, Uto mit der knurrenden Bassgitarre, Brezl mit Trompete oder Bariton, die „Rhöner Rockröhre“ Nicole mit dem klapprigen Waschbrett, der gemütliche Rossi mit der flotten Gitarre. Auf den Tischen, mitten drin im Publikum, da ist er der Liebling, Zinnus der Gewaltige, wenn er mit seinen Löffeln wie närrisch hantiert und klappert und den einsam bei seinem Keyboard auf der Bühne zurück gebliebenen Mäkki veralbert. Doch sie können auch ganz anders: Wummernde Bässe, zuckende Neonlichter, heiße Rhytmen, Showeffekte, Fünfstimmigen á cappella – Gesang, heiße Ware aus der Rock- und Popszene, gern gehörte Oldies der letzten Jahrzehnte, aktuelle Charthits – eben alles typisch „Rhöner Bluat“ Und das tut allen guat!

Quelle: Pressebericht von Arnold Nöth